Wer als Deutscher ins Ausland fährt, muss beim Brot meist auf die gewohnte Vielfalt und Frische verzichten. Das ist auch in Schweden so. Zwar ist das Angebot hier seit dem EU-Beitritt besser geworden, aber es ist noch immer weit vom deutschen Niveau entfernt. Dennoch gibt es einige positive Ausnahmen:
Knäckebrot
In den Geschäften und Restaurants ist Knäckebrot, eine knusprige schwedische Erfindung, in vielen Formen und Geschmacksrichtungen zu haben. Oft essen die Schweden Knäckebrot auch zu einer warmen Mahlzeit. Unser Tipp ist, auch mal die lokalen Hersteller auszuprobieren. Sie sind zwar oft doppelt so teuer wie Wasa, aber man kann die eine oder andere Entdeckung machen. Knäcke gibt es auch aus Dinkel, Hafer und anderen Getreidesorten.
Baguettes
Gute und frisch gebackene Baguettes gibt es mittlerweile in vielen Supermärkten und Bäckereien. Auch in allen Lidl-Filialen.
Mjukt tunnbröd
„Mjukt tunnbröd“, ein weiches dünnes Brot aus Lappland, ist ebenfalls empfehlenswert. Auf deutsch nennt man es manchmal „Dünnbrot“ oder „Fladenbrot“. Man kann es mit vielen Dingen füllen, z. B. mit Krabbensalat, und dann zu einer „tunnbrödsrulle“ zusammenrollen. Das Ergebnis ist eine Art Wrap, wenn auch nicht gefaltet, sondern gerollt.
Vom „tunnbröd“ gibt es auch eine harte Variante, die dem Knäckebrot ähnlich kommt. Die kann man natürlich nicht rollen.
Sauerteigbrot
In den letzten Jahren ist es in Schweden „schick“ geworden, seinen eigenen Sauerteig zu Hause zu hegen und zu pflegen. Auch manche Restaurants und Bäckereien bieten Sauerteigbrot an, teilweise sogar mit besonders bekömmlicher „kalter Teigführung“ (auf schwedisch kalljäst). Im Supermarkt ist es uns ebenfalls schon begegnet, dann aber leider in Folie eingepackt.
Zucker und Sirup im schwedischen Brot
Ansonsten ist Brot in Schweden noch immer ein eher trauriges Kapitel. Zucker im Brot, Sirup im Brot, Preiselbeeren im Brot – und kein Kauwiderstand. Das abgepackte Brot aus der Fabrik (siehe Beispielbild oben auf dieser Seite) ist einfach nur weich wie Schaumgummi, geschmacklos und fade. Es wird mittlerweile sogar von schwedischen Fernsehköchen heftig kritisiert.
Brot-Tipps für Schweden-Urlauber
Brotbackmischungen
Mit Brotbackmischungen kann man sein Brot selber backen, z. B. Bauernbrot oder Sonnenblumenkernbrot (siehe ganz unten auf dieser Seite). Solche Backmischungen muss man nicht aus Deutschland mitnehmen, sie gibt es auch bei Lidl in Schweden. Diese Variante ist vielleicht etwas umständlich im Urlaub, vor allem wenn es in der Ferienhaus-Küche kein Handrührgerät gibt.
Halbfertiges Brot
Alternativ kann man halbfertiges Brot zum Aufbacken oder Fertigbacken aus Deutschland mitnehmen („Bake off“). In dieser Kategorie gibt es nicht nur Baguettes, sondern z. B. auch Roggenbrote.
„Osötat bröd“
Wenn Ihr nicht selber backen wollt oder könnt, haltet Ausschau nach schwedischem Brot, auf dem „osötat“ steht. „Osötat“ bedeutet „ungesüßt“. Manche Brote enthalten dennoch etwas Zucker oder Sirup, die (so heißt es von den Herstellern) während der Gärung verschwinden.
Finnisches Brot
Eine Alternative ist finnisches Sauerteig-Brot, das es in vielen Lebensmittelläden gibt. Es hat Kauwiderstand und ist länger haltbar. Ihr findet es meist von Fazer. Auch wenn Fazer das beste süße Wiener Nougat der Welt herstellt, enthält das Brot von Fazer vergleichsweise geringe Mengen an Zucker – wenn man mit schwedischem Brot vergleicht.
Gelegentlich im Supermarkt zu finden: deutsches Brot
Vollkornbrot, Schwarzbrot und Pumpernickel sind manchmal in schwedischen Supermärkten zu finden. In Gebieten mit vielen deutschen Touristen kann man zuweilen auch deutsches Roggenmischbrot geschnitten kaufen.
Lidls Backabteilungen
Frisches deutsches Brot bekommt man in Lidl-Filialen mit Backabteilung – fast jeder Lidl hat mittlerweile eine. Das ist zwar kein Bäckerhandwerk, aber immer noch besser als das schwedische Fabrikbrot aus der Plastiktüte.
Belegte Baguettes
Belegte Baguettes werden in Schweden meist in Frischhaltefolie eingewickelt und sind dadurch meist ziemlich labberig. Inzwischen gibt es zum Glück immer mehr Cafés und Bäckereien, die auf die Folie verzichten – vor allem in Skåne.
Ganz anständig sind die Baguettes der Kette Subway, vor allem wenn man sie sich warm machen lässt. Bei Subway kann man sich sein Baguette ganz individuell zusammenstellen lassen. Subway gibt es aber leider nur in den Großstädten.
Brot-Transport im Flugzeug erlaubt
Deutsches Brot im Flugzeug mit nach Schweden zu nehmen ist kein Problem. Auch im Handgepäck ist die Mitnahme erlaubt. Wir haben jedenfalls noch nie Ärger damit gehabt. (Bitte überprüft trotzdem die aktuellen Bedingungen.)
Schwedische Bäckereien
Bäckereien sind selten in Schweden, richtig gute sind schwer zu finden, vor allem nördlich von Skåne. In Bäckereien auf dem Land schlägt einem oft eine Tristesse wie aus einem HO-Laden entgegen – hier wird nicht gebacken, hier wird nur verkauft. Manchmal haben sogar die Backabteilungen der großen Supermärkte ein besseres und frischeres Angebot.
Schwedisches Interesse an gutem Brot wächst (wieder)
Als wir diese Seite schreiben, steht ein Buch mit Brotrezepten auf den vorderen Plätzen der schwedischen Sachbuch-Bestsellerliste: Annica Triberg & Albert Håkansson, „Matbröd“, Verlag Grenadine, erschienen 2009.
Offenbar wächst das schwedische Interesse an gutem Brot. Oder sollte man sagen: Es wächst wieder. Früher nämlich soll es in Schweden vorzügliche Bäckereien und Konditoreien gegeben haben, bis sie durch die Supermärkte auf der grünen Wiese verdrängt wurden.
Jan Hedh, der schwedische „Brotpapst“
Ein anderer Autor, der in Schweden mit Büchern über Brot Erfolg hat, ist Jan Hedh. Er stammt aus Malmö.
Jan Hedh ist passionierter Bäcker. Er hat seine Ausbildung u. a. in der Schweiz und im Elsass erhalten und backt seit 35 Jahren Brot.
Jan Hedh hat zwei Bücher zum Thema Brotbacken geschrieben: „Bröd“ (2004) und „Bröd och kafeebröd“ (2009), beide im Verlag Norstedts erschienen.
Das zweite der beiden Bücher ist mittlerweile auch auf englisch erschienen und in Deutschland bei Amazon erhältlich: Jan Hedh, „Swedisch Breads and Pastries“, 2010.
Ganz einfach: Brot selbst backen
Wer nicht nach Rezept backen will, kann mit einer praktischen Backmischung frisches, knuspriges Brot ganz leicht selber backen.
Für zwei Brote nimmt man die ganze Backmischung (hier vom schwedischen Lidl) und gibt rund 700 ml fingerwarmes Wasser hinzu, dann gut mit Knethaken auf hoher Stufe mixen, rund 5 Minuten, damit viel Luft in den Teig kommt. Anschließend Schüssel mit Tuch abdecken und eine halbe Stunde an einen warmen Ort stellen.
Mit eingemehlten Fingern zwei Brote formen. Die Brote mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort 45 Minuten gehen lassen. Dann für eine gute Stunde in den Ofen geben (Temperaturangaben der Packung entnehmen). Wer das Brot besonders knusprig mag, kann es auch zehn Minuten länger im Ofen lassen (vorher eventuell wenden).
Fertig ist das Brot! Zum Auskühlen auf ein Gitter geben und mit einem Tuch abdecken. Am besten schmeckt uns das Brot noch warm, nur mit Butter und Salz. Was man nicht braucht, kann man nach dem Auskühlen aufschneiden und in kleinen Portionspackungen einfrieren.
Bild oben auf der Seite: Typisches Fabrikbrot in Schweden, hier von Pågen (Bild: Pågen). Bild Buch „Matbröd“: Grenadine bokförlag. Bild Jan Hedh: Norstedts.