Handwerker in Schweden

Wer in Schweden ein Haus kauft, weiß ein Lied davon zu singen: Gute Handwerker sind schwer zu finden. Da es in Schweden kein Lehrlingssystem gibt, fehlt qualifizierter Nachwuchs in der Branche. Vor allem in den Ballungsgebieten sind Handwerker Mangelware.

Subventionierung der Arbeitskosten: ROT-avdrag

Überdies subventioniert der schwedische Staat Arbeitskosten von Handwerkern mit einem gewissen Prozentsatz, der je nach Regierung unterschiedlich hoch ausfällt und unterschiedliche Höchstgrenzen pro Person und Jahr hat. Voraussetzung ist jedoch, dass man überhaupt soviel Steuern bezahlt hat, dass einem das Finanzamt etwas davon zurückzahlen kann. Das Ganze nennt sich „ROT-avdrag“.

Durch diese Subventionierung ist die Nachfrage nach Handwerkern in manchen Regionen Schwedens noch weiter gestiegen. Vor allem Installateure, Elektriker und Klempner/Spengler/Blechschmiede sind deshalb schwer zu finden (schwedisch „rörmokare/VVS-montör, elektriker, plåtslagare“).

Schwarzarbeit ist durch diese Subventionierung allerdings kräftig zurückgegangen.

Handwerker sagen ja – und kommen nicht

Schwedischen Handwerkern fällt es schwer, nein zu sagen. Wir haben immer wieder Handwerker erlebt, die uns Angebote gemacht haben und dann doch nie erschienen sind. Wenn man anruft, hört man: „Ja wir kommen morgen oder übermorgen.“ Und dann kommt doch wieder keiner. Nach einigen Wochen versteht man, dass sie eigentlich keine Lust haben oder ihnen der Auftrag zu beschwerlich oder zu klein ist. Uns wäre ein knackiges Nein lieber – da weiß man wenigstens, woran man ist.

Do it yourself

Die Handwerker-Situation hat zur Folge, dass viele Hausbesitzer Reparaturen oder Renovierungen selber vornehmen, auch wenn es um Wasser oder Strom geht. Das ist z. T. nicht erlaubt, z. T. verliert man dadurch auch den Schutz seiner Hausversicherung („villaförsäkring“).

Trotzdem boomen Heimwerker-Märkte in Schweden, darunter zwei deutsche Ketten: Bauhaus und Hornbach. Daneben gibt es noch K-rauta aus Finnland und die schwedischen Ketten wie Beijer, Byggmax oder XL-BYGG. Überdies finden sich immer mehr Unternehmen, die Baumaterialien über das Internet vertreiben: Willab Garden, Villafonster.se, Bygghemma.se …

Portale für private Auftragsvergabe

Wer über Nachbarn, Kollegen oder Bekannte keine Handwerker findet, kann mittlerweile über landesweite Portale wie BraByggare.se und Offerta.se oder regionale wie Snickaregoteborg.com Arbeiten ausschreiben. Dabei muss man allerdings genau prüfen, wen man beauftragt. Unter den antwortenden Firmen befinden sich auch neugestartete, weniger seriöse und solche, die der Arbeit in einem viel zu großen Umkreis hinterherziehen (lange Anfahrtswege bedeuten große Transportkosten und müde Arbeiter).

Handwerker aus dem Baltikum und Polen

Viele dieser Firmen setzen Arbeiter aus dem Baltikum oder Polen ein, die nicht immer mit den schwedischen Bautechniken und Baunormen vertraut sind. Überdies kann die Kommunikation sehr schwierig sein, weil die meisten dieser Arbeiter nicht einmal richtig Englisch können. Man kann mit ihnen Glück oder Pech haben. Der springende Punkt ist unserer Erfahrung nach, ob es einen guten Chef oder Vorarbeiter gibt, der ständig anwesend ist und gut kommunizieren kann.

F-skattesedel

Bevor man einen Handwerker beauftragt, ist es auch nie verkehrt, nach dem F-skattesedel zu fragen. Der F-skattesedel vom schwedischen Finanzamt bestätigt, dass die Firma mehrwertsteuerpflichtig ist, ihre Arbeitgeberabgaben und Steuern bezahlt und dass sie berufsmäßig und dauerhaft betrieben wird (und nicht als Hobby).

Was kostet eine Handwerkerstunde?

Eine Handwerkerstunde kostet im Raum Göteborg derzeit inklusive Mehrwertsteuer zwischen 400 und 750 SEK, manchmal auch noch mehr (Dachdecker z. B.). Davon geht die Subventionierung ab, siehe oben.

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