Schweden hat eine lange Tradition sehr hoher Lebensmittelpreise hinter sich. Vor dem EU-Beitritt am 1. Januar 1995 sind nicht nur deutsche Touristen mit einem Kofferraum voller Lebensmittel angereist. Sie hatten alles von Würstchen über Corn Flakes bis hin zur Nutella dabei.
Deutsche und schwedische Lebensmittelpreise haben sich angenähert
Heute ist die Situation besser: Das Angebot ist ungleich größer, und schwedische Lebensmittelpreise haben sich denen auf dem Kontinent angenähert. Oft liegen schwedische Lebensmittelpreise in den Großstädten nur noch ca. 10 bis 15% über dem deutschen Niveau.
Nichtsdestotrotz: Schweden hat die vierthöchsten Lebensmittelpreise in Europa. Euer Glück dabei: 2012 bekamt Ihr für den Euro lediglich 8,20 SEK. Seit 2018 aber sind es konstant über zehn Kronen, in der Spitze bis 11,15 SEK. Das macht Euren Urlaub billiger.
Allerdings: Ende 2021 und dann vor allem Mitte 2022 sind die Preise erstmals wieder deutlich gestiegen – wie in Deutschland ja auch. Aber es gibt Unterschiede: Coop z. B. hat die Preise deutlich stärker erhöht als Lidl. Gleiche oder gleichwertige Produkte können bei einem Coop Nära fast doppelt so viel kosten wie bei einem Lidl in derselben Stadt.
Von den hohen norwegischen Lebensmittelpreisen ist man in Schweden zum Glück sehr weit entfernt. Das schwedische Preisniveau liegt sogar unter dem Dänemarks, obwohl sich dort mit Aldi, Lidl und Netto gleich mehrere Discounter dieses Marktsegment teilen.
Ein kleiner ICA-Laden auf dem Lande (ein sogenannter „lanthandel“), vor allem in Nordschweden, ist natürlich deutlich teurer als z. B. ein ICA Maxi in Göteborg. Lidl allerdings hat im ganzen Land dieselben Preise. Und Lidl hat die mit Abstand niedrigsten Preise in Schweden – bei mittlerweile stark gewachsenem Sortiment (in den ersten Jahren war es begrenzt, weil noch alles aus Deutschland geliefert wurde).
Aldi gibt es nicht in Schweden. Früher gab es allerdings die dänische Discounter-Kette Netto. Leider hat Coop sie aufgekauft und zu normalen Coop Nära Läden umgestaltet. Dann fiel Coop auf, dass das ein Fehler war. Also hat man die Läden ein zweites Mal umgebaut. Jetzt heißen sie X:-tra. Das Angebot in diesen Läden ist begrenzt, aber die Preise sind niedrig.
Keine Getränkemärkte, keine Drogeriemärkte in Schweden
In Schweden gibt es keine Getränkemärkte, wie wir sie aus Deutschland kennen. Der Grund dafür ist die schwedische Alkoholpolitik. In großen Supermärkten gibt es in Kästen allenfalls Wasser, Leichtbier und Limonaden zu kaufen. Aber die Kästen verschwinden mehr und mehr. Getränke werden in Schweden fast nur noch in Einwegverpackungen verkauft.
Einen Drogeriemarkt wie dm, Rossmann, Schlecker oder Kaiser’s Drugstore gibt es in Schweden nicht. Drogerieartikel kauft man im Supermarkt oder in der Apotheke.
Aktuell jedoch etabliert sich in Schweden ein neues Unternehmen in diesem Segment. Es heißt Normal und verkauft u. a. Drogerieartikel. Normal hat kaum Regale, fast nur „Wühltische“. Ihr findet die Kette vor allem in Einkaufszentren.
Daneben gibt es die Ladenkette KICKS, die man mit Douglas in Deutschland vergleichen könnte. Sie hat aber ein begrenztes Angebot (fast nur Kosmetik), wenige Geschäfte und hohe Preise.
Naturmittel, Mineralien, Vitamine und allerlei Cremes bekommt man in den Läden der Kette „Life“ und in anderen Geschäften für „hälsa och hälsokost“. Dort bekommt man aber z. B. keine Putzmittel.
Besonderheiten schwedischer Lebensmittel
Hier kommen einige Betrachtungen über schwedische Lebensmittel und ihre Besonderheiten (wie alles auf Schwedentipps.se aus unserer eigenen Sicht):
Fisch und Schalentiere
Fisch, Krabben und Krebse gibt es an den Küsten, aber auch im Inland immer frisch und lecker. Oft stehen vor größeren Supermärkten Fischwagen (die jedoch montags geschlossen sind).
Fischgerichte sind eine der großen Stärken der schwedischen Küche, vor allem an der Westküste. Fisch an der Ostküste kommt oft aus der Fischauktion in Göteborg und hat einen längeren Weg hinter sich.
Leberwurst
Schwedische Leberwurst hat sich leider aus dem Süßigkeitenregal ins Wurstregal verirrt. Soooo viel Zucker … Wer die Möglichkeit hat, sollte Leberwurst im Glas oder in der Dose aus Deutschland mitnehmen oder sie beim schwedischen Lidl kaufen.
Kuchen und andere Backwaren
Sieht man einmal von Skåne ab, gehört das Backen nicht zu den Stärken der Schweden. Jedenfalls, wenn man Konditoreien und Bäckereien in Österreich und Deutschland zum Maßstab nimmt. Natürlich gibt es einige positive Ausnahmen wie z. B. die Zimtschnecken (kanelbullar). Insgesamt ist das Angebot an Bäckereien sehr dürftig, vor allem auf dem Land. Auch die Frische der Backwaren ist oft nicht so, wie man sie vom Kontinent her kennt. Vieles wird in Plastikfolie eingeschlagen.
Unser Tipp: Das breiteste Sortiment und die beste Frische bekommt man oft in sehr großen Supermärkten, die über eine eigene Backabteilung verfügen, z. B. ICA Maxi, Coop Forum … In nahezu allen Lidl-Filialen wird ebenfalls gebacken. Das sind die gleichen Brote und Brötchen wie in Deutschland. Echtes Bäckerhandwerk ist das natürlich nicht, aber immer noch viel besser als das Fabrikbrot von Pågen. Mehr dazu: Brot in Schweden, Brot backen, Bäckereien.
Säfte und Limonaden
Säfte und Limonaden („läsk“) enthalten in Schweden viel Zucker und wenig Fruchtsaft – auch deshalb gibt es so viele dicke Kinder in Schweden … Besser ist, man kauft „juice“. Juice hat 100% Fruchtgehalt. Gut sind Apfelsäfte aus Österlen und „juice“ aus dem Kühlregal (das sind Säfte mit nur kurzer Haltbarkeit). Schwedischer „saft“ ist nur ein Fruchtsaftgetränk minderer Qualität.
Achtung: Es gibt auch kleine Tetrapacks mit 0,2 Liter. Sie sind nicht trinkfertig, sondern enthalten Sirup, der erst stark mit Wasser verdünnt werden muss, damit man ihn trinken kann.
Kaffee und Tee
Kaffeetrinker haben es gut in Schweden. Kaffee ist eigentlich überall von sehr guter bis ausgezeichneter Qualität, selbst an der Imbissbude. Viele Schweden nehmen Kaffee in der Thermoskanne sogar mit an den Strand. Wir kennen auch Deutsche, die sich guten schwedischen Kaffee aus dem Supermarkt (Gevalia, Löfbergs Lila u. a.) mit nach Deutschland nehmen. Kaffee ist auch nicht teuer in Schweden.
Passionierte Teetrinker dagegen haben es schwerer. Die Schweden trinken kaum schwarzen Tee. Wenn sie es tun, dann ziehen sie aromatisierte und parfümierte Sorten vor oder gleich Früchtetees. Wenn man in Schweden schwarzen Tee im Café bestellt, bekommt man meist Earl Grey. Einen guten Darjeeling oder Assam zu bekommen ist nicht leicht. Das gilt leider auch für viele schwedische Hotel-Buffets.
Schokolade
Ein kroatischer Freund sagte mir mal vor vielen Jahren, dass das, was hier in Schweden verkauft wird, in Kroatien nicht mal den Namen „Schokolade“ tragen darf. Seine Begründung: Die Qualität der schwedischen Schokolade sei zu niedrig, sie enthalte viel zu wenig Kakao.
Mittlerweile hat Marabo, der schwedische Marktführer, teilweise hervorragende Schokolade im Programm, auch dunkle Schokolade mit hohem Kakaogehalt und unterschiedlichen Geschmacksnoten. Es gibt auch immer mehr lokale Produzenten, die auf hohe Qualität setzen. Ein Beispiel ist Pralinhuset in Stockholm (siehe Foto).
In Schweden werden auch Geschmacksrichtungen angeboten, die in Deutschland unbekannt sind – wie z. B. dunkle Schokolade mit Lakritzgeschmack.
Lindt hat mittlerweile den Weg nach Schweden gefunden. Ritter-Schokolade gibt es ebenfalls, auch Sarotti, Milka und Schogetten. Kinder-Schokolade findet man inzwischen auch fast überall. Das gilt auch für Schokoladencreme. Meist bekommt man Nutella, bei Lidl aber auch eigene Marken.
Bier, Wein und Alkohol
Informationen zum schwedischen Alkoholmonopol und Einkaufstipps findet Ihr auf unserer Seite Bier, Wein und andere alkoholische Getränke.
Schwedische Süßigkeiten
Die Schweden essen unheimlich gern Süßes. Das Angebot ist groß. Schwedische Süßigkeiten enthalten jedoch in der Regel mehr Zucker als deutsche Süßigkeiten und weniger echten Geschmack von Früchten und anderem. Auch einige deutsche Hersteller findet man in den Regalen. Haribo z. B. gibt es hier, Katjes dagegen nur mit einem sehr begrenzten Angebot. Haribos Tüten enthalten manchmal etwas andere Mischungen als in Deutschland.
Lösgodis
Für viele Besucher aus Deutschland mag „lösgodis“ ein ungewohnter und vielleicht auch verlockender Anblick sein: Regale voller unabgepackter Süßigkeiten, die man sich per Schäufelchen in eine kleine Tüte füllen kann und die man dann nach Gewicht bezahlt.
Lördagsgodis
Die Schweden schlagen am Süßigkeitenregal meist samstags zu und geben ihren Kindern „lördagsgodis“, also „Samstagssüßigkeiten“. Die schwedischen Zahnärzte haben das empfohlen. Es sei für die Zähne besser, einmal die Woche bei Süßem richtig zuzuschlagen, als jeden Tag ein wenig davon zu essen. Wir kommen als Deutsche mit dieser Einstellung nicht zurecht – immerhin besteht der Mensch ja nicht nur aus Zähnen.