Alkoholische Getränke mit Ausnahme von Leichtbier werden in Schweden nur im Monopolgeschäft Systembolaget verkauft. Überdies sind sie hoch besteuert und daher im Vergleich zu anderen europäischen Ländern teuer. Getränkemärkte gibt es in Schweden nicht.
Bier in Schweden
Vollbier gibt es nur im Systembolaget und kostet knapp dreimal so viel wie in Deutschland. Deshalb sollte man Bier aus Deutschland mitnehmen, wenn man dazu die Möglichkeit hat.
Schwedische Biere aus dem Systembolaget tendieren zudem mehr in Richtung süß und hoher Alkoholgehalt, auch wenn es einige anständige lokale Biere und immer mehr experimentierfreudige Mikrobrauereien gibt (dazu mehr weiter unten auf dieser Seite).
Bier-Tipps
Tipp 1: Wenn man Bier vor allem als Durstlöscher trinken will, gibt es passables Bier mit 3,5 oder 2,8 % vol. auch in normalen schwedischen Lebensmittelgeschäften. Lidl hat hier z. B. Perlenbacher (3,5 % vol.) und Nobelaner (2,8 % vol.), die beide einen eher deutschen Pilsgeschmack haben und verhältnismäßig preiswert sind.
Tipp 2: 5-l-Partyfässchen kann man auch gut mitnehmen, wenn man wenig Platz im Auto hat. Allerdings sollte man da schon mit mindestens drei Erwachsenen unterwegs sein. Ein solches Fass will nämlich innerhalb von zwei oder drei Stunden ausgetrunken sein, sonst schmeckt das Bier schal. Das Bier hält sich übrigens deutlich frischer, wenn man nach jedem Zapfen die Entlüftung auf der Fassoberseite wieder zudreht (bei einigen Fässchen geht das leider nicht, da muss man einen Korken oder ein Taschentuch hineinstopfen).
Tipp 3: Alternativ kann man PET-Flaschen mitnehmen (z. B. von Lidl, die in Norddeutschland PET-Flaschen auch auf 24er-Palette verkaufen). Für die PET-Flaschen muss man allerdings 0,25 Euro Pfand zahlen. Selbst wenn man die Flaschen nicht nach Deutschland zurückbringt, hat man immer noch viel Geld gegenüber einem Einkauf in Schweden gespart, trotz saftigem Pfand.
Tipp 4: Dosenbier kannn man pfandfrei z. B. vom citti-Markt in Kiel oder Lübeck mitnehmen. Dafür muss man allerdings eine schwedischsprachige Exporterklärung ausfüllen, in der man eine schwedische Adresse und Personennummer angeben muss (Ausweis wird verlangt). Insofern ist dieser Tipp in erster Linie für deutsche Ferienhausbesitzer oder Auswanderer interessant. Wir sind unsicher, ob ein Fährticket vom selben Abend auch schon als Nachweis darüber ausreicht, dass das Bier für den Export gekauft wird. Übrigens hat real vor einigen Jahren Dosenbier ebenfalls pfandfrei für den Export verkauft, in Flensburg. Ob das heute noch so ist, wissen wir nicht. Ruft am besten bei citti oder real an und fragt, wie die aktuellen Bedingungen sind.
Kästen mit Glasflaschen scheiden wegen Gewicht und Volumen aus – es sei denn, Ihr seid mit einem LKW unterwegs …
Wein in Schweden
Einige exzellente Weine sind hier im Systembolaget sogar billiger als in Deutschland, weil Systembolaget große Mengen einkauft. Für die untere und mittlere Preiskategorie gilt allerdings, dass die Preise in Deutschland deutlich niedriger sind.
Wein-Tipps
Ein J.P. Chenet Cabernet-Syrah, 3 l Bag-in-Box, kostet in Schweden SEK 217 (November 2022), also knapp das Doppelte vom deutschen Preis.
Tipp 1: Wenn man lange im Urlaub unterwegs ist, empfiehlt es sich, Schläuche (Bag-in-Box) aus Deutschland mitzunehmen statt Flaschen. Die Schläuche gibt es meist mit zwei, drei oder fünf Litern. Manche Getränkehändler in Deutschland haben auch 1,5-Liter-Schläuche im Sortiment.
Tipp 2: Überdies gibt es in Deutschland auch 1-l-Tetra-Packs. Fragt in Eurem Getränkemarkt, wie die Qualität ist. In Lebensmittelgeschäften sind die Tetra-Packs eher von zweifelhafter Qualität.
Systembolaget
Aktuelle Preise für Alkohol in Schweden
Wenn Ihr wissen wollt, was es in Schweden gibt und was es kostet, findet Ihr Infos auf der Website von Systembolaget.
Umsätze von Systembolaget schlägt alle Rekorde …
Nach deutlichen Rückgängen Ende der 90-er Jahre nehmen die Umsätze von Systembolaget wieder zu. Zwar fahren die Schweden immer noch zum Hamstern nach Deutschland oder Polen, aber sie kaufen auch zu Hause mehr ein. Offenbar wandeln sich die Gewohnheiten. Früher tranken die Schweden oft nur am Wochenende, dann manchmal auch viel zu viel. Nun setzt sich eine „kontinentale“ Alkohol-Gewohnheit durch: jeden Tag ein wenig.
Eine Rolle bei der Umsatzsteigerung spielen auch die Norweger und Finnen. Sie kaufen immer mehr in Schweden ein, weil die Preise hier deutlich niedriger sind.
Eine Bierprobe in Schweden – ein Selbstversuch mit fünf Biersorten aus dem Angebot von Systembolaget
Fünf Biersorten aus dem Angebot von Systembolaget
Alle fünf Biere auf einen Blick (Screenshot der Website von Sytembolaget 2009)
Die fünf Biersorten werden in Schweden von Systembolaget, dem staatlichen Monopolgeschäft für Alkohol, als „ljus lager“ verkauft, also als helles Lagerbier. Die fünf Sorten stammten aus dem Standard-Sortiment einer Filiale hier im Süden Göteborgs. Weil wir auch auf den Preis gesehen haben, kamen für unsere kleine Bierverkostung nur Halbliter-Dosen bzw. -Flaschen in Frage. Dosen/Flaschen mit 0,33 l sind nämlich noch teurer, wenn man auf den Literpreis schaut.
Anders als in Deutschland ist in Schweden die Dose noch immer die vorherrschende Verpackungsform bei Bier.
Zähflüssig, süß und „schwer“
Alle fünf Sorten unserer Bierprobe kamen uns zähflüssig, süß und „schwer“ vor. Dabei hatten wir von vornherein keine Biere mit mehr als 5,3 % vol. gekauft. Dazu kamen merkwürdige Geschmacksnuancen von Ananas bis Zitrone. Enttäuscht hat uns vor allem das Pilsner Urquell. Es erinnerte uns geschmacklich kaum an das Pilsner Urquell, das wir aus Deutschland kennen.
Bier-Fragen
Uns stellen sich einige Fragen:
- Was geschieht mit den Bieren, die Systembolaget importiert? Werden die Biere geschmacklich dem schwedischen Markt angepasst? Gilt das für alle Biere oder nur einige?
- Warum ist der Biergeschmack in Schweden so anders? (Ja, wir wissen, dass viele Lebensmittel und Getränke in Schweden süßer als auf dem Kontinent sind.)
- Gibt es im Sortiment von Systembolaget dennoch einige helle, frische und herbe Biere, wie man sie aus West-, Nord- und Ostdeutschland kennt, und zwar in Halbliterflasche/-dose? Wernesgrüner Pils haben wir zumindest im Systembolaget entdeckt.
Zu unserem Geschmack: Wir sind aus Deutschland gewohnt, dass man ein durstlöschendes Bier zum Essen trinkt, z. B. ein Bitburger, Warsteiner, Holsten, Jever, Radeberger usw. Aber auch Kölsch und Alt haben wir im Rheinland gern getrunken. Süße Biere mit starkem Alkoholgehalt sind uns fremd.
„Öppet köp“: Wir haben das Bier zurückgebracht
Wir haben zwei Dosen bzw. Flaschen jeder Biersorte gekauft. Die jeweils zweite Dose bzw. Flasche brachten wir wieder zurück. Systembolaget erlaubt drei Wochen „öppet köp“, d. h., man kann die gekauften Waren ohne Angabe von Gründen wieder zurückbringen und sein Geld zurückerhalten („återköp“). Das Prozedere ist zwar etwas umständlich, aber keiner sieht einen deshalb komisch an.
200 Mikrobrauereien
Seit wir unsere Bierprobe gemacht haben, haben sich immer mehr Mikrobrauereien in Schweden etabliert, vor allem in Göteborg. Es sind jetzt insgesamt 200. Ihre Biere werden bei Systembolaget als Premium-Biere geführt und kosten in der Regel ca. 50 SEK/Liter. Bei diesen Bieren kann man schöne Entdeckungen machen, z. B. sehr schmackhafte IPAs. Teilweise findet man diese Biere auch im Ausschank von Restaurants, Kneipen und Bistros.
Bier holen aus Deutschland – zwei Umweltsünden
Wir sind auch schon einige Male nach Deutschland gefahren, nur um bei Lidl oder aldi deutsches Bier (und einige andere Dinge) einzukaufen. Dafür kann man von Göteborg aus 16 Stunden veranschlagen, sechs hin und sechs zurück, dazu vier Stunden einkaufen. Wir sind nach Burg auf Fehmarn gefahren (zunächst mit der Fähre Helsingborg – Helsingør, dann mit der Fähre Rødby – Puttgarden). Rund 850 km hin und zurück, morgens um 6 losgefahren, abends um 10 wieder zu Hause. Das ist eine ganz schöne Ochsentour und natürlich auch eine ziemliche Umweltsünde.
Die Umweltsünde, die die Schweden begehen, ist allerdings doppelt so groß. Sie fahren nach Burg auf Fehmarn, um ihr schwedisches Bier billiger einzukaufen. Dieses Bier ist manchmal am selben Morgen per LKW aus Schweden angekommen. Am Nachmittag findet das Bier dann per PKW den Weg wieder zurück nach Schweden. Auch das ist eine Folge der schwedischen Alkoholpolitik.
Wodka als Dankeschön?
Wenn man im Urlaub unterwegs ist, kann eine Flasche Wodka aus dem Kofferraum oft Wunder tun. Allerdings sollte man damit diskret und vorsichtig sein, auch weil nicht wenige Schweden Abstinenzler sind. Mehr dazu bei uns im Reise-Knigge für Schweden. Je weiter man in Schweden nach Norden kommt, desto höher steht eine Flasche Wodka im Kurs, selbst eine Billigflasche von Aldi. Was viele Schweden übrigens auch mögen, ist Jägermeister.