Nachdem ich jahrelang an den sechs gewaltigen Sendemasten der Radiostation Grimeton vorbeigefahren bin, habe ich nun endlich dort Halt gemacht. Die Sendeanlagen liegen bei Varberg in Halland an der Autobahn E6. Der Langwellensender von Grimeton ist weltweit einzigartig und zählt zum Weltkulturerbe. Er stammt aus dem Jahr 1924.
Welterbestätte
Grimeton ist der einzige vollständig erhaltene und noch immer funktionierende Langwellensender aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der Sender wurde aber nie für Rundfunkübertragungen genutzt, sondern allein für die drahtlose Übertragung von Telegrammen.
Wenn man so will, kann man die damalige Telegrafie-Technik als einen frühen Vorläufer der heutigen Mobiltelefonie sehen. Doch die Technik war teuer: Ein Telegramm nach Amerika kostete damals soviel wie ein durchschnittlicher Tageslohn.
Die Empfangsstation lag damals bei Kungsbacka im Norden von Halland. Die Antenne dort war ganze 13 km lang.
Die drahtlose Technik war nach dem ersten Weltkrieg entwickelt worden, um der Abhängigkeit von den transatlantischen Seekabeln zu entkommen. Die Seekabel waren nämlich im Krieg gelegentlich gekappt worden. Die Sabotage hatte zur Folge, dass die Kommunikation mit den vielen schwedischen Auswanderern in den USA schwierig war.
Ernst Alexanderson
Ernst Alexanderson, der in Uppsala und auf der Technischen Hochschule in Berlin studiert hatte, entwickelte die neue Technik, mit der eine schnelle und zuverlässige Kommunikation zwischen Schweden und Amerika möglich war.
Seine Technik war damals Spitzentechnologie und über zwanzig Jahre hinweg im Dauereinsatz. Danach wurde sie mehr und mehr von der Kurzwellentechnik verdrängt, die weniger störanfällig war und höhere Übertragungsgeschwindigkeiten erlaubte.
Alexanderson emigrierte nach Amerika und wurde Chefentwickler bei General Electric. Er verstarb im Alter von 97 Jahren.
Anrufsignal SAQ auf 17,2 kHz
Der Langwellensender funktioniert noch heute. Bei besonderen Gelegenheiten wird er in Betrieb genommen, z. B. an Heiligabend. Amateurfunker aus der ganzen Welt melden sich dann und schicken ihre Empfangsbestätigungen („QSL“) via E-Mail und SMS.
Besucherzentrum
Im neugebauten Besucherzentrum kann man einen 22 Minuten langen Film über die Radiostation Grimeton sehen, bevor man sich auf eine Führung durch die Anlagen begibt. Die Führungen gibt es auch auf englisch.
Durch die Glasfront des Besucherzentrums hat man einen Blick auf die 127 m hohen Sendemasten, die jeweils 380 m voneinander entfernt stehen. Der Platz ist ruhig und schön. Zwischen den Sendemasten stehen Kühe auf der Weide. Der Blick reicht bis zum Horizont. Typisch Halland.
Café
Im Besucherzentrum gibt es ein helles, freundliches Café mit Souvenirverkauf. Das Café bietet sich auch für eine längere Kaffepause an, wenn man auf der Autobahn E6 unterwegs ist – im Besucherzentrum der Radiostation Grimeton ist es viel angenehmer und spannender als auf einer gewöhnlichen Autobahnraststätte.
Anfahrt von der Autobahn E6
Kommt man auf der E6 von Norden, sind es von der Abfahrt 54 ca. 8 km bis Grimeton. Von Süden sind es ca. 10 km von der Abfahrt 53.
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Das Besucherzentrum
Blick auf die Sendemasten vom Besucherzentrum/Café
Dieses Schaubild zeigt alle Stationen, die in den 1920er Jahren Teil des weltumspannenden Langwellen-Telegrafie-Netzes waren.
Café im Besucherzentrum. In der Bildmitte sieht man den Großbildschirm, auf dem man einen Film über Grimeton sehen kann. Den Ton gibt es über Kopfhörer, damit man im Café ungestört bleibt.
Das Sendegebäude, in dem die gesamte Technik untergebracht ist. Im Vordergrund sieht man Kühlwasser für den Langwellensender.
Ernst Alexanderson
Die Schalttafel
Die Hilfsmaschinen
Das Herzstück, der Alternator
Blick in den Senderaum
Der magnetische Verstärker
Detail des Alternators

Telefunken-Kurzwellensender