Riga entdecken: Lettlands dynamische Hauptstadt zwischen Mittelalter, Jugendstil und Rail-Baltica-Zukunft
Riga war 2024 der Hauptgrund meiner Reise ins Baltikum. Die lettische Hauptstadt hat mich nicht enttäuscht: schöne Parks, beeindruckende Jugendstil-Häuser, riesige Markthallen und immer wieder nette Blicke aufs Wasser. Dazu kommt eine Altstadt mit vielfältiger Geschichte, die vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus reicht. Versinnbildlicht wird diese Spannbreite vom prächtigen Schwarzhäupterhaus und dem direkt daneben liegenden Okkupationsmuseum.
Wen mehr die Zukunft interessiert, sollte sich die Großbaustelle neben dem Zentralmarkt ansehen. Hier entsteht der neue Bahnhof Rigas. Er ist Teil des Multimilliarden-Euro Projekts namens Rail Baltica. Ziel ist eine Schnellzugverbindung von Berlin nach Helsinki.
Die Rail-Baltica-Züge werden auch durch den populären RIX Riga Airport verkehren, der Heimatflughafen und Drehkreuz der Air Baltic ist. Der Flughafen wird deshalb mit einem „Masterplan 2025-2050“ kräftig erweitert.
Was muss man gesehen haben?
Die Sehenswürdigkeiten im Zentrum von Riga kann man zu Fuß erlaufen. Dennoch ist ein Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr zu empfehlen. Mit dem Bus oder der Straßenbahn gelangt man nämlich schneller von einer Flussseite auf die andere. Überdies ist die Vanšu-Brücke marode und für Fußgänger eng und abenteuerlich, weil die Brückengeländer durchgerostet und abgesperrt sind. Ihr spart also nicht nur Zeit, sondern auch Nerven, wenn ihr öffentliche Verkehrsmittel nehmt.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Rigas zählen:
- Schwarzhäupterhaus: Das imposante Schwarzhäupterhaus (siehe Bild oben) steht auf dem Rathausplatz. Das Gebäude mit seiner gotisch-holländischen Fassade ist eine Rekonstruktion von 1999, da es im Zweiten Weltkrieg von Deutschen zerstört und nach dem Krieg von Sowjets gesprengt wurde. Es war einst der Treffpunkt der Gilde der Schwarzhäupter. Die Gilde war ein Kaufmannsverband. Im Schwarzhäupterhaus ist heute die Touristeninformation Rigas zu Hause.
- Rathaus: Am Rathausplatz befinden sich neben dem Schwarzhäupterhaus auch das Rathaus, das Okkupationsmuseum und die Statue von Roland, dem Schutzpatron der Stadt. Das Rathaus ist wie das Schwarzhäupterhaus eine Rekonstruktion. Es wurde 2003 eingeweiht.
- Rigaer Dom: Der Rigaer Dom ist das größte mittelalterliche Kirchengebäude im Baltikum und ein Wahrzeichen Rigas. Das Innere mit der berühmten Orgel und den prachtvollen Fenstern sollte man besichtigen. Im Sommer finden Orgelkonzerte statt. Vor der Kirche steht auf dem Domplatz eine große Installation mit den vier Buchstaben Rigas – hier werden gerne Erinnerungsfotos gemacht.
- Drei Brüder: Ebenfalls in der Altstadt findet ihr die Drei Brüder. Damit sind drei alte, eng beieinander stehende Häuser gemeint. Sie bilden das älteste erhaltene Wohnensemble in Riga. Die Häuser stammen aus drei Jahrhunderten (15. bis 17. Jahrhundert) und haben unterschiedliche Baustile. Heute sind sie ein beliebtes Fotomotiv. Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen zählt seit 1977 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
- Sankt-Petri-Kirche: Für Schwindelfreie gibt es vom hohen Kirchturm eine atemberaubende Aussicht auf die Altstadt und den Fluss Daugava (Düna). Es fährt ein Aufzug.
- Rigaer Schloss: Das Rigaer Schloss befindet sich am Ufer der Daugava. Wenn euch der Baustil deutsch vorkommt, liegt ihr richtig. Das ursprüngliche Gebäude wurde nämlich 1330 vom Livländischen Deutschen Orden errichtet. Heute ist das Schloss die Residenz des lettischen Präsidenten. Teile des Schlosses können besichtigt werden, wenn keine offiziellen Veranstaltungen stattfinden.
- Jugendstil-Viertel: Riga ist berühmt für seine Jugendstil-Architektur. Sie gilt als eine der schönsten Europas. Die Albertstraße (Alberta iela) ist besonders bekannt für ihre kunstvollen Fassaden mit detailreichen Verzierungen aus der Zeit 1898 bis 1915. Auf dieser Straße, im Haus Nummer 12, liegt auch ein Jugendstilmuseum, das eine Jugendstilwohnung zeigt (Rigaer Jugendstilzentrum). Im Jugendstil-Viertel wohnen wohl die „besseren“ Rigaer. Ich sah sogar einen Ferrari, der vor einem Außencafé parkte. Und das auf Kopfsteinpflaster voller Unebenheiten und Schlaglöcher!
- Zentralmarkt: Der Zentralmarkt ist einer der größten Märkte Europas und bietet eine Vielfalt an frischen Lebensmitteln und lokalen Spezialitäten. Die fünf Markthallen sind aus zwei alten deutschen Zeppelin-Hangars entstanden, was sie zu einem architektonischen Highlight macht. Marktstände gibt es überdies in großer Zahl auch außerhalb der Markthallen.
- Freiheitsdenkmal: Das monumentale Denkmal ist ein Symbol der Unabhängigkeit Lettlands. Es entstand 1935 während der ersten Unabhängigkeit Lettlands. Das Denkmal steht zwischen der Altstadt und dem Stadtzentrum. An seiner Spitze befinden sich drei Sterne, die die lettischen Regionen repräsentieren (auf Deutsch: Kurland, Livland und Lettgallen).
- Esplanade-Park: Nördlich vom Freiheitsdenkmal liegt der grüne Esplanade-Park. Im Park gibt es Denkmäler, Statuen und die russisch-orthodoxe Geburtskathedrale, eine prachtvolle Kirche mit einer goldenen Kuppel. Überdies befinden sich im Park die lettische Kunstakademie, das lettische nationale Kunstmuseum und ein Café mit Kiosk (Narvesen). Der Park eignet sich prima für einen entspannenden Spaziergang oder für eine erholsame Pause.
- Lettische Nationalbibliothek: Der moderne Bau mit seiner charakteristischen Form liegt gegenüber der Altstadt auf der anderen Flussseite, der linken. Der Bau von 2014 hat eine Aussichtskuppel im obersten Stockwerk. Besucher müssen allerdings im Erdgeschoss ihre Taschen an der Garderobe abgeben.
- Kanalfahrt: Eine gemächliche Kanalfahrt bietet eine andere Perspektive auf die Stadt und ihre Architektur. Die Boote der beiden Anbieter River Cruises und Riga by Canal starten im Basteiberg-Park nahe der Freiheitsstatue. Auch dieser Park, zwischen Oper und Theater gelegen, wird fabelhaft gepflegt; die Blumenpracht ist herrlich.
Nette Begegnungen in der Markthalle
Bei meinem Bummel durch die Markthallen bekam ich Hunger. Zum Schluss landete ich in der Halle mit dem Fleisch. Dort lag in der hintersten Ecke ein kleines Esslokal, ziemlich unscheinbar und dunkel. Aber in der Auslage sah ich Frikadellen, Kartoffelbrei und Gurkensalat. Dazu bestellte ich ein Bier. Alles zusammen kostete weniger als sieben Euro. Der Salat mit Dill war sehr lecker, das Essen schmackhaft, und es machte satt. Die Frau an der Theke konnte kein Englisch. Als ich da saß und aß, merkte ich, dass sie russischsprachig war. Das galt auch für die meisten Gäste.
Anschließend musste ich auf die Toilette gehen und erlebte ein Highlight des Tages: eine rund 70-jährige Klofrau. Sie sagte „Hello“ und „Thank you“, als ich ihr mein Geld gab. Auf dem Rückweg beim Verlassen sagte auch ich „Thank you“. Da kam prompt von ihr in bestem Englisch und mit einem herrlichen Lächeln „You’re welcome“ zurück. Danach ging es mir richtig gut.
Anstrengender Verkehr
Riga ist eine Millionenstadt, wenn man den gesamten Ballungsraum zählt. Damit ist Riga die größte Stadt im Baltikum. Der Verkehr ist dicht und laut. Das Fahren in Riga empfand ich als sehr anstrengend. Die meisten Straßen sind in ziemlich schlechtem Zustand, und die Letten fahren wild. Ohne die beruhigende schwedische Stimme von Tante Google hätte ich wohl kaum heil ins Zentrum und wieder hinaus gefunden.
Deutsche Urlauber, die ich später in Lettland traf, bestätigten meinen Eindruck. Wir waren allesamt froh, unbeschadet durch die Stadt gekommen zu sein.
Im Übrigen gibt es auch Gewichtsbegrenzungen, weil einige Brücken marode sind. Ein Wohnmobilfahrer berichtete mir, dass er 30 km Umweg zum Riverside Camping auf der Halbinsel Ķīpsala fahren musste, weil sein Fahrzeug 5,3 Tonnen wog.
Fährverbindungen
Riga war eine Zeitlang Fährhafen. Die Verbindungen nach Stockholm und Helsinki sind leider eingestellt.
Von Deutschland aus gibt es aber eine Fähre nach Liepāja (Libau). Die Stadt liegt ungefähr 200 km westlich von Riga und gehört zu Lettland.
500 km Sandstrände
Die Rigaer Bucht lädt überall zum Baden ein. Badeorte sind z. B. Jurmala und Saulkrasti. Tagesausflüge in diese Orte werden von Riga aus angeboten.
Während meines Aufenthalts in Riga erfahre ich, dass auch die litauischen und estnischen Nachbarn gerne Urlaub in Lettland machen. Lettland hat nämlich ganz viel tollen Sandstrand, Litauen aber nicht (außer Kurische Nehrung und ein kleines Stück nördlich von Klaipeda). Auch Estland hat fast keinen. Die Esten haben meistens Steine oder Schilf, abgesehen vom Sandstrand in Pärnu. Lettland hingegen hat 500 km Sandstrände.
Fazit
Ich komme sehr gerne nach Riga zurück. Allerdings werde ich bei meinem nächsten Besuch lieber fliegen. Dann nehme ich mir ein Hotelzimmer im Zentrum und verzichte auf das Autofahren.
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Mit der Fähre ins Baltikum
Das Baltikum lässt sich prima per Fähre von Deutschland aus erreichen. Abfahrtshäfen sind Travemünde, Rostock und Kiel.
Folgende Verbindungen empfehle ich:
- Stena Line: Travemünde – Liepaja (Libau)
- TT-Line: Travemünde – Klaipeda und Rostock – Klaipeda. Manche Abfahrten sind direkt, manche führen via Trelleborg/Karlshamn in Schweden.
- DFDS: Kiel – Klaipeda
Wenn ihr das Baltikum voher oder nachher mit Schweden oder Finnland kombinieren wollt, bieten sich die Tallink-Fähren an. Sie verkehren u. a. zwischen Tallinn und Helsinki sowie zwischen Tallinn und Stockholm. Ihr findet sie hier: Tallink-Fähren zwischen Estland und Finnland/Schweden .
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Parks und Kanäle
Schnappschuss in der Altstadt
Jugendstil (1898 – 1915). Es gibt durchaus unterschiedliche Ausprägungen des Stils. Die meisten dieser Häuser liegen in den Straßen Alberta und Elizabetes.
Oberes Bild: Das Rathaus, ein Nachbau von 2003. – Unteres Bild: Die Drei Brüder.
Rigaer Zentralmarkt. Die fünf heutigen Markthallen waren ursprünglich zwei Zeppelinhallen.
Oberes Bild: Abendlicher Blick auf die Altstadt vom gegenüberliegenden Ufer, der Halbinsel Ķīpsala. – Unteres Bild: Lettische Nationalbibliothek. Dort feierte man bei meinem Besuch 500 Jahre gedruckte Bücher in lettischer Sprache.
Amüsanter Fakt: Bei zwei Rigaer Sehenswürdigkeiten besteht Verwechslungsgefahr. Ein Schwarzhäupterhaus gibt es nämlich auch in Tallinn, Estland. In Tallinn steht überdies eine Häusergruppe, die man die Drei Schwestern nennt. Beide – Schwarzhäupterhaus und die Drei Schwestern – befinden sich in Tallinns Altstadt auf dem Domberg, in der Langstraße.
Highlights
- Schwarzhäupterhaus
- Rathaus
- Rigaer Dom
- Drei Brüder
- Sankt-Petri-Kirche
- Rigaer Schloss
- Jugendstil-Viertel
- Zentralmarkt
- Freiheitsdenkmal
- Esplanade-Park
- Lettische Nationalbibliothek
- Kanalfahrt
Kanalbootstour mit Getränk und Audioguide
Von Riga aus: Kreuzberg von Jelgava
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