Im Sommer gibt es überall in Schweden Schilder mit dem Wort „Loppis“. Loppis steht für „loppmarknad“, was soviel wie Flohmarkt oder Trödelmarkt bedeutet („loppor“ = „Flöhe“). Man findet diese Märkte z. B. in Småland genauso wie in Dalsland oder Värmland.
Loppis an Landstraßen
Die Schilder mit „Loppis“ (manchmal auch „Antikt“) stehen gern an vielbefahrenen Landstraßen. Sie weisen nicht selten auf Häuser und Höfe direkt neben der Straße hin. Diese Menschen sind oft vom Autolärm geplagt und finden für ihre Häuser keine Käufer (z. B. an den Europastraßen E45, E20 und E18). Der misslichen Lage versuchen sie, das Beste abzugewinnen: Sie bessern mit dem Geld der vorbeirollenden Autofahrer ein wenig ihre Existenz auf.
Dazu bieten sie in der Scheune, in der Garage oder unter freiem Himmel alles an, was sie an Originellem, Antikem oder einfach nur Ungenutztem bei sich, den Verwandten und den Nachbarn haben finden können: Bücher, Porzellan, Glas, Spielzeug, Hausrat, Möbel, LPs und CDs, Musikinstrumente, Gemälde, Tischwäsche, Lampen, Trödel und Vieles mehr.
Manchmal weisen die Schilder auch auf ein Ziel hin, das weiter weg von der Landstraße liegt. Das ist spannend. Man weiß nicht, wohin einen die Schilder führen: zu einem alten Hof mit bäuerlichen Antiquitäten, zu einem von Kindern veranstalteten Garagenflohmarkt, zu einer Haushaltsauflösung oder zu einer anderen Art von Loppis?
Loppis von Sportvereinen
Neben privaten Flohmärkten gibt es auch solche, die von Sportvereinen oder gemeinnützigen Organisationen veranstaltet werden. Die Mitglieder spenden Hausrats-, Kunst- und Handwerksgegenstände, und der Veranstalter kann den Erlös für die eigene gemeinnützige Arbeit verwenden.
Diese Flohmärkte sind meist sehr viel umfangreicher. Hier werden oft auch große Gegenstände wie Schränke, Tische oder Sitzgruppen verkauft. Normalerweise findet man für diese Flohmärkte Anzeigen in der lokalen Tages- oder Wochenpresse.
Verkaufen aus dem Kofferraum: Bakluckeloppis
Auf dem Land bemerkt man manchmal eine Variante, bei der aus dem Kofferraum heraus verkauft wird. Ihr seht das in meinem Bild ganz oben auf dieser Seite. Bakluckeloppis nennt man das auf schwedisch – „Kofferraumflohmarkt“. Meist steht die örtliche Dorfgemeinschaft hinter einer solchen Veranstaltung. Mein Bild entstand in Jutis am Polarkreis. Flohmärkte kann man also auch weit im Norden finden.
Eine Leidenschaft
Für manche Schweden gehören Loppis-Besuche einfach zum Sommer dazu. Die Jagd nach dem „fynd“ („Fund, Schnäppchen, günstige Gelegenheit“) kann zur Leidenschaft werden: vielleicht ein Kochbuch für 5 Kronen, eine klassische CD für 10 Kronen, eine Lampe für 20 Kronen oder ein Tisch für 40 Kronen? Maßvolles Feilschen („pruta“) gehört dazu, vor allem wenn man mehrere Gegenstände kauft.
Bei manchen Garagenflohmärkten gibt es übrigens niemanden, der kassiert. Man nimmt sich dann, was einem gefällt, schreibt die Artikelnummern in ein ausliegendes Buch und legt das Geld in eine Kasse oder ein Sparschwein (oder schickt das Geld via Swish – was Touristen leider nicht können). Schweden auf dem Land gehen davon aus, dass man ehrlich ist.
Es gibt wohl Deutsche, die sich ihren Schwedenurlaub (teil-)finanzieren, indem sie hier in Schweden Ware einkaufen und sie in Berlin wieder verkaufen. So habe ich es jedenfalls in Småland gehört.