Politische Korrektheit in Schweden – Was ist „PK“?

In Schweden werden Werte wie Demokratie, Solidarität, Toleranz und Gleichberechtigung („jämställdhet“) geschätzt. Man verhält sich politisch korrekt, jedenfalls wenn man nicht anecken will. Witze auf Kosten von Minderheiten z. B. sind verpönt. Ähnliche Entwicklungen kann man weltweit beobachten. Hier in Schweden sind sie aber besonders auffällig.

Verfehlungen schlecht für die Karriere

Korruption, Bestechung, Steuerbetrug und das Umgehen von Gesetzen („fiffel“ oder „fusk“) werden in der schwedischen Öffentlichkeit und Presse hart kritisiert.

Das heißt nicht, dass man als Privatperson nicht trotzdem Handwerker, Putzhilfe und Babysitter „schwarz“ bezahlt. Im Gegenteil, das scheinen noch immer einige zu tun, trotz umfassender Steuererleichterungen. Will man jedoch in hohe Ämter, z. B. als Politiker, dann ist man schnell seinen Job los, wenn solche Verfehlungen aufgedeckt werden.

Dennoch gibt es auch bei Unternehmen und Behörden Fälle von Korruption und Bestechung. Wenn sie aufgedeckt werden, ist der Aufschrei immer groß: „Wie kann es sowas bei uns geben?“, fragen dann viele Schweden.

Mona Sahlin und die „Toblerone-Affäre“

Am schlimmsten traf es 1995/96 die spätere Vorsitzende der Sozialdemokraten, Mona Sahlin: Sie hatte sich mit einer Kreditkarte der Regierung privat eine Toblerone gekauft. Auf diese „Toblerone-Affäre“ wird sie noch heute in Fernsehinterviews angesprochen. Ihre privaten Finanzen unterliegen seitdem genauester Beobachtung durch die schwedischen Medien.

Man kann nicht leugnen, dass bei dem Thema politische Korrektheit in Schweden auch manche Doppelmoral im Spiel ist.

Selbstzensur

Überdies gibt es natürlich Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Meinungsäußerungen. Während man sich am Arbeitsplatz, in der Schule, in sozialen Medien oder im Fernsehen „politisch korrekt“ verhält, wenn man Sanktionen aus dem Weg gehen will, verhält man sich im privaten Kreis nicht ganz so vorsichtig. Aber auch dort erlebe ich eine zunehmende Selbstzensur.

„PK“

In der schwedischen Umgangssprache wird gern die Abkürzung „PK“ verwendet, wenn es um politische Korrektheit geht: „Det är inte PK.“ Also: „Das ist nicht politisch korrekt.“ Wenn einem das jemand sagt, weiß man, dass man in ein Fettnäpfchen getreten ist.

„Fair Trade“

Auch beim Einkauf verhält man sich zunehmend „korrekt“. In schwedischen Supermärkten finden sich immer öfter Fair-Trade-Produkte, nicht nur bei Kaffee, Tee und Schokolade. Auch die großen schwedischen Lebensmittelmarken haben mehr und mehr Produkte mit einem solchen Gütesiegel im Programm („rättvisemärkt“ oder „fair trade“). Diese Entwicklungen gibt es ja auch in Deutschland.

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