Ein Julbord ist ein weihnachtlich inspiriertes schwedisches Buffet, eine Weihnachtstafel. Viele schwedische Restaurants bieten ein Julbord in der Vorweihnachtszeit an – übrigens auch die IKEA-Restaurants in Schweden. Oft ist das Julbord Bestandteil der Weihnachtsfeiern, die in schwedischen Unternehmen üblich sind.
Auch zu Hause kann man ein Julbord servieren, so wie es viele Schweden an Weihnachten tun (meist an Heiligabend). Dafür sollte man aber schon fünf oder sechs Erwachsene sein, damit sich der Aufwand lohnt. Der Vorteil eines Julbord ist, dass man fast alles vorbereiten kann. Wenn die Gäste dann da sind, braucht man nicht mehr lange in der Küche zu stehen.
Was ist ein Julbord?
Ein Julbord ist im Grunde ein Smörgåsbord, wie man es während des Sommerurlaubs an Bord der großen Fähren erleben kann. Auf dem Julbord finden sich jedoch einige für die Weihnachtszeit typische Speisen, z. B. der Weihnachtsschinken („julskinka“). Für ein Julbord sollte man sich mehrere Stunden Zeit nehmen, es will in aller Ruhe und Gemütlichkeit genossen werden.
Wie serviert man ein Julbord?
Das Julbord kann man in der Küche oder im Esszimmer auf einer größeren Anrichte oder einem separaten Tisch aufbauen. Jeder Gast nimmt sich sein Essen selbst. Wie bei jedem Buffet sollte man vermeiden, sich den Teller vollzuladen. Lieber öfter gehen und sich immer kleine Portionen frisch holen – die Bewegung zwischen den Gängen tut ja auch gut.
Für das Julbord sollte man genügend Teller, Besteck und Gläser bereitstellen, denn zwischen den Gängen will man gern wechseln. Wer will schon gern Köttbullar essen, die nach saurem Hering schmecken? Eine weihnachtliche Dekoration gehört natürlich ebenfalls zum Julbord.
Für die warmen Speisen braucht man Warmhalteplatten oder Rechauds. Die kalten Speisen sollte man richtig kalt halten (siehe weiter unten).
Welche Speisen gehören auf ein Julbord?
In den verschiedenen Landesteilen Schwedens gibt es unterschiedliche Julbord-Traditionen. Meist jedoch enthält das Julbord zumindest folgende Gänge:
Fischgang:
- Sauer eingelegte Heringe („sill“), z. B. in Dill-, Curry- oder Senfsauce – auf einem schwedischen Julbord findet man heute manchmal bis zu sieben oder acht verschiedene Sorten
- Lachs, geräuchert, warmgeräuchert und/oder gebeizt („gravad“), dazu je nach Lachs Sahnemeerrettich oder Gravad-Lachs-Sauce (Hovmästarsauce)
- Frischer Dill
- Krabben (Garnelen) zum Pulen oder als Krabbensalat
- Räucheraal, wenn man will und bekommen kann
- Eventuell nach dem Fischgang Wurstaufschnitt („kallskuret“), z. B. Roastbeef, Leberpastete – dazu werden in Schweden auch immer öfter halbierte hartgekochte Eier serviert
Warme Speisen:
- Köttbullar: die schwedischen kleinen Fleischbällchen
- Prinskorv: kleine geräucherte Würstchen, gebraten
- Janssons frestelse: ein leckeres Kartoffelgratin mit Anchovis
- Julskinka: Schinken, serviert mit süßem Senf
- Rotkohl oder Rote-Bete-Salat (in einigen Regionen Schwedens serviert man Grünkohl statt Rotkohl)
Nachspeisen:
- Käse, verschiedene Sorten, z. B. Stilton
- Süße Desserts nach Belieben, z. B. Eiskonfekt in bunten Alu-Hütchen (damit ist die Schokopraline, nicht Eiskrem gemeint)
- Früchte, Nüsse, Plätzchen (z. B. „pepparkakor“)
Beilagen:
- Kartöffelchen (sowohl zum kalten Fisch als auch zu den warmen Speisen)
- Knäckebrot
- Baguettes
- salzige Kräcker zum Käse
- Butter
Julbord vereinfachen
Natürlich muss man nicht alle diese Speisen auf seinem Julbord haben. Will man Aufwand und Stress begrenzen, kann man das Julbord auch vereinfachen und sich auf einige wenige Speisen konzentrieren. Oder man bittet seine Gäste, das eine oder andere selbst mitzubringen. Lisa Lemke, Köchin aus Falkenberg, empfiehlt sogar, das Julbord aufzuteilen: Wenn man Besuch hat, der lange bleibt, kann man die kalten Speisen mittags essen und die warmen abends.
Was soll man im Umgang mit den Lebensmitteln beachten?
In der Vorweihnachtszeit gibt es gelegentlich Restaurantgäste, die nach einem Julbord Magenprobleme bekommen. Manchmal liegen die Speisen zu lange in der Wärme, oder es sind Dinge (wieder) auf den Tisch gekommen, die nicht mehr frisch sind. Das passiert selbst sonst erstklassigen Restaurants wie z. B. dem ehemaligen Novotel in Göteborg, das bei einer Julbord-Inspektion sofort schließen musste.
Kalte Speisen sollten also gut kalt stehen (z. B. mit Hilfe von Kühlakkus oder Eiswürfeln), und warme sollten auch wirklich durch und durch erhitzt worden sein. Besser nur kleine Portionen auf dem Julbord servieren und dann bei Bedarf nachlegen. Im Zweifel Reste lieber in den Mülleimer geben.
Welche Getränke passen zum Julbord?
Bei Ankunft der Gäste kann man einen Glögg als Aperitif servieren, also einen schwedischen Glühwein, den man mit Rosinen und Mandeln würzen kann.
Bier und Aquavit oder ein trockener Weißwein passen zum ersten, „fischigen“ Teil des Julbord. Für die warmen Speisen kann man auf einen Rotwein umsteigen. Die Schweden trinken zu allen Speisen auch gern Julöl, ein süßeres, dunkles Bier. Uns allerdings will das nicht recht zum sauren Fisch passen.
Alkohol muss es nicht sein, es gibt (zumindest hier in Schweden) mittlerweile ganz passable alkoholfreie Varianten von Bier, Weißwein, Rotwein und sogar Schnaps.
In Schweden auch immer ganz wichtig: der Kaffee, sobald man beim Süßen angekommen ist. Dazu gibt es dann einen Cognac oder einen roten Portwein – „kaffe med avec“, sagt man auf schwedisch, also „Kaffee mit was dazu“. Danach verabschiedet man sich als Gast meist in Schweden.
Wo finde ich in Deutschland schwedische Lebensmittel?
Mittlerweile sind schwedische Lebensmittel auch in Deutschland gut zu bekommen. Einige Dinge (u. a. Süßigkeiten, Pfefferkuchen, Glögg, schwedischer Vodka, sogar Eis) gibt es im Internet beim Lebensmittelversand von Amazon
Ein breites Angebot haben auch die Lebensmittelecken der IKEA-Warenhäuser. Im Sortiment von guten Delikatessengeschäften findet man oft Lachs und selbstgemachte Hovmästarsauce bzw. Gravad-Lax-Sauce. Selbst im gewöhnlichen Supermarkt (z. B. bei real) gibt es schwedische Lebensmittel, z. B. Hering von Abba, aber auch Lachs in allen Varianten.
Typisches Julbord in einem schwedischen Restaurant
Rezept für Janssons frestelse
Janssons frestelse (Janssons Versuchung) ist ein Kartoffelgratin mit Anchovis. Das Gericht gehört zum sommerlichen Smörgåsbord wie zum weihnachtlichen Julbord. Es ist typisch schwedische Hausmannskost.
Zutaten
für 4 Personen (als Hauptgericht):
- 8 Kartoffeln, z. B. King Edward, ca. 700 Gramm
- 20 bis 25 Anchovisfilets (aus der Dose oder dem Glas), ca. 125 Gramm
- 1 Esslöffel Anchovislake
- 1 bis 2 Zwiebeln
- 0,3 l süße Sahne
- 1 Esslöffel Paniermehl
- etwas Butter
Zubereitung
Die geschälten Kartoffeln in sehr dünne Stäbchen schneiden. Zwiebelringe oder Zwiebelwürfel in der Pfanne in etwas Butter dünsten oder anbraten. Kartoffeln, Zwiebeln und klein geschnittene Anchovis in einer feuerfesten eingefetteten Form schichten (ganz unten und ganz oben sollten Kartoffeln liegen). Darüber die Lake und 2/3 der Sahne gießen. Alles sollte bedeckt sein. Paniermehl darüberstreuen. Im Ofen bei ca. 200 Grad in ca. 50 Minuten backen. Restliche Sahne ungefähr 15 Minuten vor dem Ende darübergießen, am besten am Rand der Form. Gewürzt wird der Auflauf nur sparsam, z. B. mit ein wenig Pfeffer. Salz braucht man wegen der sehr salzigen Anchovis nicht hinzuzugeben.
Rezept für Julskinka (einfache Zubereitung)
Für den traditionellen schwedischen Schinken kann man auch einen fertigen Kochschinken am Stück nehmen und ihn „aufpeppen“.
Zutaten
für ca. 6 Personen:
- 2 bis 3 kg fertig gekochter Schinken, am Stück
- 2 Eigelb
- 3 Esslöffel milder grobkörniger Senf, oder eine Mischung aus mildem und französischem Senf
- 2 Esslöffel Zucker, evt. etwas Honig
- 2 bis 3 Esslöffel Paniermehl
Zubereitung
Den Schinken in eine feuerfeste Form geben und ihn mit der Mischung aus Eigelb, Senf, Zucker und Honig einpinseln. Darüber das Paniermehl streuen. Etwas Speiseöl in die Form geben. Bei ca. 200 Grad ca. 15 Minuten im Ofen grillen, bis der Schinken Farbe bekommen hat (eventuell ihn zwischendurch mit etwas Öl übergießen). Der Schinken sollte vor dem Servieren abgekühlt sein und in dünne Scheiben geschnitten werden.
Speisen schwedisch dekorieren
Zur Dekoration des Julbord verwendet man in Schweden gern Tannenzweige, rote Äpfel, Moos und natürlich Kerzen in allen Formen und weihnachtlichen Farben. Überdies kann man das Julbord mit kleineren und größeren Schwedenfähnchen schmücken:
Julbord im Restaurant von Getnö Gård, Småland
Für Kinder ist das Julbord eine hervorragende Gelegenheit, neue Geschmacksrichtungen kennenzulernen
Bild ganz oben auf der Seite: Julbord bei Rejmyre Gestgifveri, 30 Minuten von Norrköping entfernt (Fredrik Schlyter). Typisches Restaurant-Julbord: Cecilia Lind, Bergendal Meetings. Bild Jansson frestelse: Abba Seafood. Bild Julskinka: Ann Lindberg, imagebank.sweden.se. Bild darunter: Getnö Gård. Letztes Bild: Djurönäset konferens & hotell.