Im Sommer 2025 war ich drei Wochen lang mit dem Zug durch Schweden unterwegs. Meine Reise führte mich von Luleå in Norrbotten zurück nach Halmstad in Halland. Alles in allem war die Strecke über 2.000 km lang. Ich habe auf dieser Zugreise viel über Schweden gelernt, viel über den Zustand der Menschheit gegrübelt und nicht zuletzt viel über mich selbst erfahren. Eine solche Reise kann ich nur empfehlen. Was solltet ihr beachten, wenn ihr auch eine solche Tour machen wollt?
Das Gute vorneweg: Ich habe auf dieser Reise keinen Zugausfall erlebt, ich bin auch nirgendwo unterwegs gestrandet, und Verspätungen gab es auch so gut wie keine. Nur mein letzter Zug von Jönköping nach Halmstad war eine Viertelstunde zu spät am Ziel, aber das kann auf einer eingleisigen Strecke immer mal passieren. Alles in allem war ich also sehr zufrieden.
Flickenteppich und vernachlässigte Infrastruktur
Aber man muss auch wissen, dass die schwedische Eisenbahn ähnlich stark dereguliert ist wie die britische. Es gibt daher viele verschiedene Eisenbahngesellschaften. Das gesamte System ist ein ziemlicher Flickenteppich, ohne dass jemand eine Gesamtverantwortung zu haben scheint.
Die einzelnen Unternehmen sind auch sehr unterschiedlich. Manche haben eine App, andere nur eine Website. Manche ermöglichen nur Buchungen mit Platzreservierung, andere verzichten komplett auf Sitzplatzreservierung. Manche haben ein Bistro an Bord, manche nicht. Einige lassen sich über die App der ehemaligen staatlichen Gesellschaft SJ mitbuchen, andere nicht. Und dann gibt es noch einige Spezialfälle wie z. B. Öresundståg, der nur über eine regionale ÖPNV-App wie Hallandstrafiken oder Västtrafik gebucht werden kann. Ihr seht: Man muss gründlich recherchieren und flexibel sein.
Grundsätzlich hat die schwedische Eisenbahn auch dieselben Probleme wie die deutsche. Züge bleiben stehen, weil Oberleitungen heruntergerissen sind oder weil irgendwelche Diebesbanden Kupferkabel entlang der Strecke geklaut haben. Loks fallen aus, Ersatzloks bleiben liegen, Leute halten sich auf den Gleisen auf (was machen die da?), Klimaanlagen fallen aus und Gleise verbiegen sich in der Sommerhitze. Zum Glück habe ich all dies nicht erlebt, aber unsere Medien in Schweden berichten immer wieder über solche Fälle. Man sollte also damit rechnen und immer genügend Wasser und einige Butterbrote dabei haben.
Luleå um 23.10 Uhr: Die Mitternachtssonne begrüßte mich am Startpunkt meiner Reise.
Meine Route
Zum Auftakt meiner Reise bin ich von Kopenhagen (CPH) via Stockholm (ARN) nach Luleå (LLA) geflogen. Folgende Teilstrecken fuhr ich anschließend mit dem Zug:
- Luleå – Umeå mit Norrtåg (über Boden, Älvsbyn und Vindeln)
- Umeå – Sundsvall mit Norrtåg (über Örnsköldsvik)
- Sundsvall – Gävle mit SJ
- Gävle – Borlänge mit Tåg i Bergslagen
- Borlänge – Stockholm mit SJ
- Stockholm – Solna mit SL pendeltåg
- Solna – Uppsala mit SL pendeltåg
- Uppsala – Rättvik mit SJ (über Borlänge)
- Rättvik – Karlstad mit Tågab
- Karlstad – Öxnered (Vänersborg) mit SJ
- Vänersborg – Herrljunga mit Västtrafik
- Herrljunga – Skövde mit SJ X2000 Schnellzug
- Skövde – Jönköping mit Västtrafik
- Jönköping – Halmstad mit Krösatågen (netter Bummelzug über solch eminente Orte wie Månsarp, Klevshult, Reftele und Sannarp)
Kosten
Ihr seht selbst: Für mich waren es sieben verschiedene Gesellschaften auf einer Strecke von nur rund 2.000 km. Das erklärt auch, warum es kaum eine vernünftige Interrail-Karte („Tågluffarkort“) gibt. Die von SJ angebotene ist sehr teuer und in der Anwendung begrenzt. Regionale Gesellschaften wie z. B. Norrtåg haben ihre eigenen „Sommer-Tickets“, die unbegrenztes Fahren ermöglichen und eventuell günstiger sein können als zwei oder drei individuelle Buchungen zusammengenommen. Man muss also sehr genau hinsehen.
Ich habe auf meiner Reise nur Einzeltickets gekauft. Teuer empfand ich die Tickets nicht. Selbst die langen Fahrten von drei oder vier Stunden lagen meist bei unter 300 SEK. Allerdings habe ich auch immer nur die 2. Klasse ohne Umbuchungsmöglichkeit gewählt.
Hotels
Bei der Unterbringung war ich großzügig und habe mir ausschließlich gute bis sehr gute Hotels geleistet. Die billigsten lagen mit Frühstück bei 800 SEK/Nacht und die teuersten bei 1.300 SEK/Nacht (jeweils bei einer Person). Manchmal bekam ich ein Einzelzimmer, manchmal ein Doppelzimmer. Das Frühstück war immer hervorragend, sodass ich oft bis zum Nachmittag keinen Hunger verspürt habe. Bei einigen Hotels war sogar ein Abendessen enthalten. Das sind alles Sommerpreise. Außerhalb der Industrieferien muss man mit höheren Preisen rechnen.
Auf der Route, die ich gefahren bin, gab es in allen Städten immer genügend Zimmer in meiner Hotelkategorie. Wenn ihr hingegen auf der Inlandsbanan unterwegs seid, werdet ihr merken, dass das Hotelangebot in vielen Orten sehr begrenzt ist. Mancherorts gibt es sogar nur Hostels oder Hütten auf einem Campingplatz. Überlegt euch also, wie ihr übernachten wollt, und passt eure Route entsprechend an.
Einige ungewöhnliche Hotels waren auf meiner Reise auch dabei. U. a. habe ich in einem ehemaligen Gefängnis geschlafen ( Hotel Bilan, Karlstad), in einer kirchlichen Tagungsstätte ( Hotel Stiftsgården, Rättvik) und im 25. Stock des Quality Hotels Strawberry Arena in Solna – mein Zimmer lag direkt neben der Sky Bar „The Social“.
Gepäck und Wäsche
Ich will aber nicht verschweigen, dass das Leben aus dem Koffer anstrengend sein kann. Immer wieder Auspacken und Einpacken ist auf Dauer nervig. Zum Glück habe ich mich auf meiner Reise entschieden, auch mal zwei oder drei Nächte am Stück im selben Hotel zu schlafen.
Das waren dann auch die Gelegenheiten, bei denen ich morgens einige kleine Wäschestücke unter der Dusche durchspülen konnte. Sie waren dann rechtzeitig bis zur Abreise wieder trocken. Auf diese Weise musste ich nicht Wäsche für 21 Tage mitschleppen.
Ich hatte einen kleinen Kabinenkoffer mit Rollen und einen kleinen Rucksack dabei. Den Rucksack habe ich auch für meine Tagesausflüge genutzt.
Vorher buchen oder nicht?
Ich habe es wie folgt gemacht: Den Flug, die ersten beiden Zugstrecken (Norrtåg) und die ersten beiden Stationen (Luleå und Umeå) habe ich zu Hause gebucht. Alle anderen Zugstrecken und Hotels habe ich unterwegs gebucht. Dafür braucht man natürlich abends etwas Zeit und Ruhe im Hotelzimmer. Ich war stolz auf mich, denn ich habe in den drei Wochen alle Buchungen ohne Fehler gemacht – das ist nicht immer einfach, ich weiß.
Dass ich unterwegs gebucht habe, hatte einen großen Vorteil: Zwischendurch gab es nämlich drei, vier Tage mit tristem Wetter. Darauf konnte ich reagieren und meine Route anpassen. Statt – wie ursprünglich geplant – an den Siljan zu fahren, bin ich weiter nach Stockholm gezogen. Dort habe ich die Kunst in der Tunnelbana erkundet, während es draußen regnete. Ich habe also etwas Nettes aus der ärgerlichen Situation gemacht.
An den Siljan bin ich dann gefahren, als das Wetter wieder besser wurde. Und dieser Zeitpunkt war goldrichtig. Plötzlich war es heiß, und der Hochsommer war da. Ich bin das erste Mal im Siljan schwimmen gewesen. Das Erlebnis war grandios. Deshalb kann ich euch die Flexibilität in der Reiseplanung nur empfehlen. Allerdings würde ich das nicht mit Kindern machen, da solltet ihr im Voraus buchen.
Passt beim Buchen auf, dass ihr den richtigen Bahnhof bucht. Manche Orte wie Umeå und Vänersborg haben zwei Bahnhöfe. „C“ hinter dem Ortsnamen bedeutet „Central“, also Hauptbahnhof.
Ausblicke und Gespräche
Das Tolle am Zugfahren in Schweden sind die Ausblicke aus dem Fenster. Die Höga-Kusten-Brücke ist beeindruckend. Und die vielen Seen in Värmland sind wunderschön. Ich habe auch zweimal Elche aus dem Zugfenster gesehen. Einmal drei Stück oben in Norrland und einmal einen unten in Småland.
Und wenn man Glück hat, kann man sich auch nett mit seinen Sitznachbarn unterhalten. Oder mit dem Schaffner, der auch das Bistro versorgt (Norrtåg). Dann kommt man nach drei Stunden an seinem Ziel an und denkt: „Ach wie schade, sind wir schon da?“
Berichte und Bilder bei Instagram und Facebook
Auf meiner Reise habe ich jeden Abend erzählt, was ich tagsüber erlebt habe. Dazu kamen immer die besten Bilder des Tages. Ihr findet diese Beiträge bei Instagram und Facebook unter dem Zeitraum vom 26.6. bis zum 16.7.2025, jeweils in den Kanälen @schwedentipps . Die Beiträge sind gekennzeichnet von [Tag 1] bis [Tag 21]. Ihr könnt meine Reise also auch im Nachhinein Tag für Tag in Wort und Bild verfolgen.
Bei Facebook sind die Zusatzinformationen unter vielen Bildern hilfreich – bei Instagram gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Die Diskussionen sind überdies bei Facebook viel umfangreicher und besser als bei Instagram. Ansonsten sind die Beiträge in beiden Kanälen identisch.
Ich wünsche allen viel Spaß, die sich meine Reise bei Facebook oder Instagram noch einmal in Ruhe ansehen wollen.
2026 nochmal?
Meine Tour hat mir so viel Freude bereitet, dass ich überlege, eine solche Zugreise auch im Sommer 2026 zu machen. Dann aber durch Finnland.
Planungshilfen
Mehr Infos findet ihr unter folgenden Links:
- www.sj.se – SJ ist Schwedens größtes Eisenbahnverkehrsunternehmen im Fernverkehr, vergleichbar mit der Deutschen Bahn. Im schwedischen Personenfernverkehr arbeiten aber auch Unternehmen wie Snälltåget, Tågab, VR und Vy. FlixTrain hat Schweden wieder verlassen – es gab wohl zu viel in Deutschland zu tun.
- https://reseplanerare.resrobot.se – In diesem „Reiseplaner“ findet ihr Zugverbindungen.
- www.google.com/maps – Die Zuverlässigkeit der Google Routenbeschreibungen für Züge ist in Schweden gut.
- https://kopbiljett.resrobot.trainplanet.com/ – Diese Buchungswebsite habe ich selbst nicht benutzt. Aber vielleicht ist sie ja nützlich und bequem. Ich sehe, dass man darüber sogar Öresundståg buchen kann; allerdings liegt der Preis etwas höher als in den regionalen ÖPNV-Apps.
- www.trafikverket.se/resa-och-trafik/jarnvag/sveriges-jarnvagsnat/ – Auf dieser Seite findet ihr eine detaillierte Karte vom schwedischen Eisenbahnnetz (pdf, 21 MB).
- Auf meiner Reise habe ich auch die ÖPNV-Apps von Hallandstrafiken, Västtrafik, Dalatrafik, SL (Stockholm) und LLT (Luleå) verwendet. Damit habe ich Nahverkehrszüge, Regionalbusse und Stadtbusse gebucht, außerdem die U-Bahn in Stockholm.
- Überdies Booking.com für Hotels in Schweden. Wenn ihr häufiger über Booking bucht, bekommt ihr auch Rabatte eingeräumt. Plattformtreue lohnt sich also. Ich selbst habe Level 3 im Genius-Programm erreicht; das ist das höchste Niveau.
- Und schließlich will ich auch unsere Karte mit 170 Reisezielen in Schweden empfehlen.
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Luleå C: Dieser Zug von Norrtåg brachte mich nach Umeå.
Sundsvall C: Links X-Tåget, in der Mitte SJ und rechts Norrtåg.
In Herrljunga bin ich für eine kurze Strecke von 20 Minuten in den Schnellzug Göteborg – Stockholm gestiegen. Ich habe sofort den Qualitätsunterschied zu den anderen Zügen gespürt. Der SJ-Schnellzug fuhr im Vergleich sehr leise und gut gefedert.
Blick aus dem Zugfenster: Die mächtige Höga-Kusten-Brücke über den Ångermanälven.
Erster Blick aus dem Zugfenster auf den Vättern. Ich glaube, das war kurz nach Mullsjö.
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Bild ganz oben auf der Seite: Vänersborg C. Mit diesem Zug von Västtrafik fuhr ich nach Herrljunga, vorbei an den mächtigen Felsen vom Ättestupan.