Vaasa, Finnlands glücklichste und sonnigste Stadt?

Vaasa, Finnlands glücklichste und sonnigste Stadt?

Meine Fährenfahrt zwischen Umeå und Vaasa war sehr gemütlich. Ich hatte strahlende Sonne, fast keinen Wind und dazu viele tolle Aussichten, vor allem in der letzten Stunde vor der Ankunft in Finnland. Vier Stunden dauert die Überfahrt. Dazu kommt noch eine Stunde Zeitunterschied. In Vaasa habe ich dann einige Tage Station gemacht und das Mittsommerwochenende verbracht. Ich wollte Österbotten erkunden und sehen, wie gut man in der Region mit Schwedisch zurechtkommt. Als ich 15 Jahre alt war und an der Volkshochschule in Krefeld mit dem Schwedischlernen anfing, hatte ich nämlich eine Lehrerin, die Finnlandschwedisch sprach.

Eine öffentliche Mittsommerfeier, wie sie in Schweden überall üblich ist, gab es in Vaasa leider nicht. Ausländische Touristen habe ich auf dem Campingplatz nur sehr wenige gesehen, u. a. einige deutsche Motorradfahrer. In meinem Abschnitt standen nur Finnen. Trotz viel Alkohol ging es in der Mittsommernacht gesittet und fröhlich zu. Um zwei Uhr war Ruhe.

Schwedisch oder Finnisch?

„Vaasa“ ist die finnische Schreibweise, „Vasa“ die schwedische. Die Stadt ist zweisprachig. Finnisch haben ca. 65% der Bevölkerung als Muttersprache und Schwedisch ca. 25%. Entlang der Küste nach Norden und nach Süden hin ist das Verhältnis eher umgekehrt. Die Region heißt Österbotten, analog zu Västerbotten auf schwedischer Seite.

Zwei junge Mitarbeiter in der Touristeninformation meinten, ich solle in Vaasa einfach Schwedisch sprechen. Wenn jemand nicht könne oder wolle, würde er es mir schon sagen und auf Englisch umschalten. Das Mädchen an der Campingplatz-Rezeption wollte lieber Englisch sprechen. Und die Kassiererin bei Lidl fühlte sich offenbar unwohl mit Schwedisch – sie war zwar blond wie eine Finnin, aber es kann ja sein, dass sie z. B. aus Estland kam und deshalb kein Schwedisch konnte.

Glück

Vaasa versteht sich als die glücklichste Stadt der Welt. Ich weiß allerdings nicht, wie die Finnen Glück messen. Hier in Vaasa hatte ich manchmal meine Zweifel. Einen netten Blickkontakt habe ich kaum bekommen.

Überdies habe ich Menschen mit Selbstverletzungsverhalten in allen möglichen Formen getroffen, vor allem junge Menschen. Am Strand wusste ich einige Male nicht, wo ich hingucken sollte. Unterhalb vom Beach Club auf der kleinen Insel Hietasaari sah ich zum Glück aber einige hübsche, natürliche und normalgebaute Mädchen und Jungs. Sie gibt es also doch. Aber viel zu oft war ich nur entsetzt.

Als ich mich am Mittwoch nach Mittsommer auf dem Torget umsah, stand dort eine Reihe schwerer Motorräder. Von der Veranstaltungsbühne kam getragene Musik. Gospel Riders hießen diese Rocker. Ich dachte nur: „Komische Stimmung. Können die auch lachen?“ Mir wurde plötzlich so schwermütig, dass ich den Platz umgehend verließ.

In der Rückschau muss ich sagen: Ich hatte damals wohl auch Pech. Heute weiß ich, dass die Humorgruppe KAJ aus dieser Region stammt. Ihr Heimatort Vörå liegt 30 km östlich von Vaasa. Vörå ist eine Nachbargemeinde. Also lachen können die Menschen dort sehr wohl.

Sonne und Schären

Vaasa gilt auch als Finnlands sonnigste Stadt. In der Tat schien während meines Aufenthalts nur die Sonne. Ich nehme an, dass die Sonnenwahrscheinlichkeit sogar noch zunimmt, wenn man die Stadt verlässt und nach Nordwesten in die Schären fährt.

Das herrliche Schärengebiet heißt Kvarken, zählt zum Welterbe und bildet mit Höga Kusten in Schweden eine gemeinsame Region über die Ostsee hinweg. Die größten Inseln im Kvarken-Archipel sind Replot und Björkö. Sie sind durch Finnlands längste Brücke mit dem Festland verbunden, die Replotbron (Replot-Brücke). Sie ist 1.045 m lang.¹

Der Kvarken-Archipel zählt nicht zur Stadt Vaasa, sondern zur Nachbargemeinde Korsholm. Sie vermarkten sich aber gemeinsam als Region Vaasa. Neben dem schon erwähnten Vörå zählen auch Korsnäs und Närpes zur Region.

Strömsö

Persönlicher Höhepunkt meines Vaasa-Aufenthalts war ein Tagesausflug an einen Ort, der Strömsö heißt. Vom Zentrum bin ich dafür mit dem Bus 10 km nach Norden gefahren, bis zum Yachthafen von Västervik. Dort in der Nähe liegt nämlich Strömsö. Die Villa mit Park und Badestrand gehört Yle, dem finnischen Fernsehen.

Jeden Sommer und Herbst werden in Strömsö sehr nette schwedischsprachige Programme produziert, die sich um Garten, Essen, Kultur und Geschichte drehen. Die erfolgreiche Sendung mit dem Namen „Strömsö“ läuft auch im schwedischen Fernsehen. Mir hat es vor allem die hübsche blonde Moderatorin Elin angetan, die ihre Gäste meist mit einem verliebten Blick begrüßt und jedesmal eine andere spannende, phantasievolle Frisur trägt.

Strömsö ist wahrlich ein Idyll, siehe Bild oben auf dieser Seite. Leider war bei meinem Besuch gerade ein Drehtag. Deswegen konnte ich nicht alle Teile der Anlage besichtigen. Aber sehr wichtig im Sommer-Finnland: Der Eisverkauf im Kiosk ging natürlich ungehindert weiter.

Fazit

Unter dem Strich hat mir Vaasa sehr gut gefallen, aber ein “Wow-Gefühl” wie in Tampere und Oulu wollte sich bei mir nicht einstellen. Vielleicht lag es daran, dass das Mittsommerwochenende speziell ist. In Finnland feiert man privat, vorzugsweise im Ferienhaus am See oder draußen in den Schären, oder eben auf einem Campingplatz. Deshalb ruhte der gesamte Busverkehr in der Stadt von Freitagmittag bis Sonntag früh. Die Stadt war ziemlich leer. Eigentlich sollte ein Fünftel der 70.000-Einwohner-Stadt Studenten sein, aber die waren wohl alle in den Ferien. Und die Touristen waren noch nicht da.


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Vaasa

Das Rathaus von Vaasa

Vaasa

Die Finnen lieben Eiskioske. Dieser hier steht im Fiskstrandparken hinter dem ehemaligen Fischereihafen.

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Das ist das Brage Freilichtmuseum. Es liegt 2 km südlich vom Zentrum und unmittelbar am Meer. Vom Zentrum führt eine sehr nette Uferpromenade nach Süden und zum Museum. An der Promenade befinden sich viele dreisprachige Informationstafeln. Sie erzählen von der Geschichte der Stadt und den Orten, die man passiert. Die Uferpromenade setzt sich auch nördlich der Innenstadt fort. Ich bin sie bis zum Schifffahrtsmuseum gelaufen. Überall in Vaasa gibt es schöne Stellen am Wasser, wo man ungestört Picknick machen kann.

Vaasa

23 Uhr auf dem Campingplatz in der Mittsommernacht von Freitag auf Samstag

Vaasa

Bild unten: Hinter den Kajakfahrern seht ihr den Fischstrand (Fiskstranden) und den ehemaligen Fischereihafen. Vor hundert Jahren war da viel los. Wegen der Landhebung verschwanden dann erst die Fische und die Fischerboote. Vor rund fünfzig Jahren war auch Schluss für den küstennahen Personenverkehr mit Schärenbooten. Das Wasser war an vielen Stellen zwischen den Inseln nicht mehr tief genug. Ich war sehr erstaunt, als ich all das las. Mir war nicht bewusst, dass die Landhebung auch heute noch so schnell verläuft, dass man die Veränderungen innerhalb eines Jahrhunderts so deutlich sehen und spüren kann. Ein Meter in hundert Jahren beträgt sie. (Fisch wird da übrigens heute noch verkauft: „Fiskdisken“ heißt das Geschäft.)

Vaasa

An der Strandpromenade

Bild ganz oben auf der Seite: Die berühmte Villa Strömsö aus der gleichnamigen Fernsehserie des finnischen Senders Yle

¹ Anmerkung zur Replotbron: Die Brücke wird ihren ersten Platz verlieren, wenn die neue Brücke in Helsinki eingeweiht ist. Kruunuvuorensilta heißt sie. Die neue Brücke soll 2026 in Betrieb gehen und 1.200 m messen.